Seit vergangener Woche (Stand: 30.04.25) läuft vor dem Landgericht Hannover ein Prozess gegen den Staatsanwalt Yashar G. Dabei wiegen die Vorwürfe gegen den Juristen schwer: es geht um Korruption. Yashar G. arbeitete selbst als Staatsanwaltschaft in Hannover, in einem Dezernat gegen Drogenkriminalität. Nun wird ihm vorgeworfen, im Zuge dessen Ermittlungsgeheimnisse an eine Kokainbande verkauft zu haben.
Der konkrete Fall
Konkret ging es dabei um die Ermittlungen in einem Verfahren, bei dem es um den Schmuggel von 16 Tonnen Kokain ging – die bislang größte in Europa beschlagnahmte Menge. Yashar G. leitete damals die Ermittlungen. Im Zuge dessen soll er in einem Zeitraum von Sommer 2020 bis Frühjahr 2021 vertrauliche Informationen an die Täterseite gegen mehrere Zehntausend Euro weitergegeben haben. Unter anderem ging es dabei um eine bevorstehende Razzia, vor der er die Bande warnte. Dabei galt er unter Kollegen stets als besonders akribischer und gewissenhafter Ermittler.
Daraufhin wurde er im Herbst 2024 verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Nun muss er sich vor dem Landgericht wegen insgesamt 14 Fällen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall, Verletzung des Dienstgeheimnisses und Strafvereitelung im Amt vor.
Experten warnen vor zunehmender Korruption
Dass in jüngster Zeit immer mehr Fälle von Korruption vor Gericht landen, sei kein Zufall, so Experten. Der zunehmende Kokainschmuggel nach Europa steigere die Korruptionsgefahr. „Natürlich seien es Einzelfälle“, sagt Daniel Brombacher von der Europäischen Beobachtungsstelle für Organisierte Kriminalität. Jedoch handele es sich um eine wachsende Gefahr, die man ernst nehmen müsse. „Wir haben uns lange Zeit sicher gefühlt, dass diese Dinge im Ausland passieren und nicht bei uns. Aber die Kokainschwemme der letzten Jahre hat einfach sehr viel Bargeld in die Kassen der Organisierten Kriminalität gespült. Und das wird eben auch zur Korruption genutzt.“, so der Experte weiter.
Aufgedeckte Korruptionsfälle der vergangenen Zeiten stützen die Befürchtung des Experten. So stehen diese Fälle auffallend häufig in Verbindung mit dem internationalen Kokainhandel.
So wurden beispielsweise zwei Hafenmitarbeiter in Hamburg kürzlich verurteilt, die Container mit geschmuggeltem Kokain für Abholer günstig platzieren sollten. Ebenso mussten sich jüngst zwei Bundespolizisten vor Gericht verantworten, weil diese beim Handel mit Betäubungsmitteln am Frankfurter Flughafen mitwirkte (wir berichteten).
Wie in dem hier vorliegenden Fall des Yashar G. entschieden wird, bleibt abzuwarten. Denn der Jurist bestreitet vehement alle Vorwürfe gegen ihn. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich beabsichtige nicht, das Verfahren mit Anträgen zu verschleppen“, erklärt er an das Gericht gewandt. Er traue der Staatsanwaltschaft und dem Landeskriminalamt jedoch nicht und sei froh, „dass es endlich losgeht“ und „dass das Gericht den Fall aufklärt“.
Quelle: tagesschau.de, lto.de